Das historische Mähen und Dreschen des Weizens
Es gab eine Zeit in unserer Geschichte, in der das Dreschen von Weizen wie ein Besuch im Freizeitpark war… nicht für einen Tag, sondern für mehrere Tage und manchmal sogar für eine ganze Woche.
Beim Dreschen halfen sich die Landwirte der Gegend alle gegenseitig und die Kinder kamen aus allen umliegenden Höfen um dieses außergewöhnliche Ereignis zu verfolgen.
Was geschah vor dem Dreschen? Zunächst begann man mit dem Mähen des Weizens, das auf den Feldern oder zwischen den Weinstöcken wuchs. Dies wurde von Hand mit der Sense durchgeführt.
Jeder Landwirt hatte seine eigene “porga” zu ernten, einen etwa einen Meter breiten Streifen beflanzten Landes zwischen zwei Reihen von Weinstöcken, der in der toskanischen Tradition oft aus einem Olivenbaum und einem Feldahorn bestand, der die Reben stützte.
Das mit der Sense geschnittene Getreide wurde auf den Boden gelegt und mit einigen der Stängel des Getreides selbst zusammengebunden. Auf diese Weise wurden die “manne” gewonnen.
Diese wurden dann mit den Ähren nach innen in konzentrischen Kreisen übereinander gelegt und bildeten so den “moncello“. Der Weizen blieb so auf dem Feld bis der Dreschtermin bekannt war. Wenn es soweit war, wurden die “moncelli” auf dem Feld auseinander genommen und die “manne” auf die Tenne vor dem Hof gebracht, wo sie in eine “barca di grano”, wortwörtlich ein “Getreideschiff”, wieder gesammelt wurden.
Hier begannen die Spiele für die Kinder. Wenn die “barca di grano” in der Nähe des Hauses gemacht wurde und diese eine gute Höhe erreichte, konnte man aus dem Fenster direkt darauf springen!
Die Mechanisierung der Ernte
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kamen verschiedenen Geräte zum Schneiden des Weizens auf, die zunächst nur auf großen Gütern eingesetzt wurden. In den 30er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen regelrechten Boom in der Mechanisierung der Erntearbeit.
Anfang der 60er Jahre wurde im Podere Poggerina der erste mit einem Verbrennungsmotor betriebene Mähbinder angeschafft. Der Mähbinder schnitt den Weizen und band ihn in Bündeln und erleichterte so die sonst tagelange Handarbeit bei der Ernte.
1970 wurde das letzte richtige Dreschen auf dem Hof durchgeführt, ab dann kamen Mähdrescher im Einsatz. Diese selbstfahrenden Maschinen erledigten in zwei Stunden die Arbeit, die ein Landwirt mit Hilfe mehrerer Personen in vier oder gar fünf Tagen erledigte.
Der Tag des Dreschens
Am Tag des Dreschens war die Ankunft der Dreschmaschine ein interessanter Zeitvertreib für die Kinder: Mit geschickten Manövern platzierten die Verantwortlichen die Dreschmaschine mehr oder weniger nah am “Getreideschiff”, je nachdem ob die Maschine ein Förderband hatte oder nicht, und in einem gewissen Abstand zum Traktor, um den Riemen betreiben zu können, der von der Riemenscheibe des Letzteren die Dreschmaschine antrieb.
Auf einer Linee mit der Dreschmaschine gab es oft auch eine Presse zum Verdichten des Strohs, die mit ihrer Art, das Stroh zu “fressen”, immer wieder für Erstaunen bei allen Kindern sorgte.
Jede Person, die an der Veranstaltung teilnahm, hatte ganz bestimmte Aufgaben. Die einen kletterten auf das “Getreideschiff” und warfen mit Heugabeln die Weizenbündel auf das Förderband oder direkt in die Dreschmaschine, andere füllten die Säcke mit dem sauberen Weizen, wieder andere bewegten und stapelten die Pressen.
Um wenigstens ein bisschen dem entstehenden Staub zu entgehen, war es üblich Knoten in die vier Ecken eines Taschentuchs zu binden und dieses anstelle eines Hutes auf dem Kopf zu tragen.
Die Leute, die zum Tragen der Pressen eingeteilt waren, waren immer die jüngsten und stärksten, denn die Pressen mussten auf den Schultern getragen werden, um sie an ihren Platz zu befördern.
Wenn es keine Presse gab, wurde das Stroh mit einer “bica” genannten Methode gehäuft, die je nach Menge rund oder quadratisch war.
Das gedreschte Getreide wurde mit dem “staio” gemessen, einem hölzernen Behälter, der üblicherweise 20 Kilo fasste. War das Grundstück Teil eines Pachtverhältnisses, wurden die Getreidesäcke mit dem Gut geteilt.
Die auf den Schultern geladenen Säcke wurden in den Kornspeicher des Landwits und des Gutes getragen und dort geleert. Eine anstrengende Arbeit, die oben auf der Treppe des Kornspeichers mit einem Glas Vinsanto belohnt wurde, weshalb sich die Kinder nach oben schlichen, um diesen Schnaps mit dem süßen und unverwechselbaren Geschmack zu probieren.
Und nach dem Dreschen? Die Kinder hatten Spaß daran, auf den Berg der “lòcca” zu springen, das ist der Staub der durch das Gebläse der Dreschmaschine während der Reinigung des Weizens abgeschieden wurde. In der Zwischenzeit war die Hausfrau am Feuer und bereitete ein ausgezeichnetes Mittagessen für alle Helfer vor.